Bisher erfassten Musikantenhäuser in Eßweiler:
- Haus des Wandermusikanten Michael Gilcher
- Haus des Wandermusikanten Hubertus Kilian
- Haus des Wandermusikanten Jakob Meisenheimer
- Haus des Wandermusikanten Rudolph Schmitt
- Haus des Wandermusikanten Jakob Jung
- Haus des Wandermusikanten Ludwig Walter
- Haus des Wandermusikanten Peter Hunsicker
- Haus des Wandermusikanten Jakob König
- Haus des Wandermusikanten Otto Pfeiffer
- Haus des Wandermusikanten Adolf Schwarz
Musikantenhaus des Wandermusikanten Michael Gilcher in der Bergstraße 5
Michael Gilcher:
- geboren am 30.12.1822 in Eßweiler
- gestorben am 20. März 1899 in Eßweiler
- er war Trompeter und Komponist
nach Angaben aus einem Stammbaum des Verwandten, William Gilcher, war M. Gilcher:
- verheiratet mit Elisabeth Wirth und hatte 8 Kinder
- ihre Söhne sollen im Boston Symphonieorchester gespielt haben
- Jakob spielte Flöte, Adolph die Violine und August spielte Klarinette
- 1873 soll Gilcher als Bandmeister nach Liverpool gereist sein
- dort verblieb er, bis er am 5. April 1873 mit seiner ganzen Band das Schiff „Java“ nach New York bestieg, wo sie dann am 16. April 1873 ankamen. Noch im gleichen Jahr spielten sie in der City Hall das Programm für die Weihnachtswoche
- 1880 reiste Gilcher zurück nach Deutschland
- 1884 bis 1889 lebte er in Boston, in der 83 Cabo Street und war Leiter einer Harmonica Band
nach anderen Angaben:
- galt Gilcher als guter Freund von Hubertus Kilian. Zusammen reisten sie 1836 nach Frankreich und 1845/46 nach Spanien (Bilbao)
- soll er in den 1860ern in Edinburgh gewesen sein
- als er wieder nach Deutschland zurückkam, soll er in Eßweiler Bürgermeister geworden sein
- laut Personalbogen des Musikantenmuseums Mackenbach sind als Reisen „1865 Schweiz, Frankreich“ und „1867 Belgien, England“ angegeben
Musikantenhaus des Wandermusikanten Hubertus Kilian in der Krämelstraße 3
Hubertus Kilian:
- geboren am 9.3.1827 in Jettenbach
- gestorben am 14.10.1899 in Eßweiler
- spielte Flöte und Posaune
- in 1836 ging er mit 9 Jahren das erste Mal auf Musikfahrt nach Frankreich
- 1839 und 1845/1846 ging Kilian mit M. Gilcher nach Spanien und 1845 nach Bilbao. Aus Spanien soll er wohlhabend zurückgekehrt sein
- 1846 verreiste er nach England, bis 1852 bereiste er unter anderem auch Edinburgh und Liverpool
- ab 1852 diente er im Infanteriebataillon Kaiserslautern, wo er seine musikalische Ausbildung erfahren haben soll
- Kilian heiratete „Bertes“ Phillipine Diel. Zusammen hatten sie 7 Kinder
- 1858 nahm Kilian Phillipine mit nach Australien
- am 3. August, nach einer 86- tägigen Reise, kam Kilian mit seiner 8- Mann- Kapelle und seiner Frau in Melbourne an. Dort waren sie sehr angesehen und verdienten gut Geld, welches sie aufgrund eines Bankkrachs leider wieder verloren
- daraufhin schickte Kilian seine Frau Phillipine und ihre zwei Kinder, Marie und August, mit dem Schiff wieder nach Hause, das auf einen Eisberg stieß und sank. Seine Frau und Kinder konnten gerettet werden
- Ende 1863 traf Kilian den englischen General Gordon, der ihn samt seiner 8- Mann- Kapelle mit nach Shanghai nahm. Dort trifft Kilian den chinesischen Oberbefehlshaber Li Hung Tschang, der ihn zum „kaiserlich chinesischen Militärkapellmeister“ ernannte
- in Shanghai spielte Kilian bei Konzerten und festlichen Anlässen und verdiente insgesamt 12453,75 Dollar
- am 6. Mai 1865 trat Kilian die Heimreise an und kam 2 Monate später, am 4. Juli, in Marseille, Frankreich, an von wo aus er sich weiter auf den Heimweg nach Eßweiler machte und sich nach einer kurzen Reise nach Frankreich und Spanien erstmal ausruhte
- 1870/ 71 reiste er nach Amerika und besuchte unter anderem Boston, New York, Chicago, St. Louis, New Orleans und Houston
- 1875 machte er sich auf den Weg nach Russland in die Städte St. Petersburg, Hapsal, Wilna und Warschau. Auf der Heimreise machten sie einen Zwischenstopp in Berlin, wo er das Opernhaus, Museen, Theater, das Reichstagsgebäude und die Universität besuchte. Bis 1880 blieb er einschließlich Zuhause
- am 12.Juni ging Kilian mit seinen Söhnen, Eduard und Rudolph, nach Australien, wo sie am 19.Juli in Adelaide ankamen. Von dort aus gingen sie weiter nach Melbourne, um die Eröffnung der Weltausstellung zu besichtigen. Kilian gab im Rahmen der Weltausstellung Konzerte
- 1887 löste sich Kilians Kapelle in Australien auf, weil einige Mitglieder vom Goldrausch ergriffen wurden und ihr Glück ausprobieren wollten. Kilian machte sich daraufhin wieder auf den Nachhauseweg
Musikantenhaus des Wandermusikanten Jakob Meisenheimer in Krämelstraße 11
Jakob Meisenheimer (Vater und Sohn):
Vater:
- geboren 1849 in Eßweiler
- Sterbejahr unbekannt
- er hatte die Titel:
-
- Hofkapellmeister vom Sultanat Sansibar
- Kapellmeister der englischen Marine auf dem Schiff „Terrible“
- Leiter des Stadtorchesters von Lemington, England
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- reiste 1868 und 1866 nach Belgien und England, 1867 nach Frankreich, 1868 in die Schweiz, 1873 und 1874 wieder in die Schweiz, nach Österreich und durch Deutschland
- 1876 und 1880 ging er nach Holland und Belgien
- 1888 und 1890 reiste er dann nach Amerika, in die USA
- 1891, 1893, 1895 und 1897 nahm er seinen Sohn mit nach Nord- Amerika und in die USA
- 1899 und 1901 zog es Jakob Meisenheimer nach Norwegen, Russland und Schweden
Sohn:
- geboren 1876
- 1959 gestorben
- spielte Geige, Kontrabass und Klarinette
- begleitete seinen Vater nach Amerika, danach ging er 1914 mit seinem Cousin, Rudolph Schmitt, nach Chicago
- 1922 zog es ihn nochmals nach Amerika, wo J. Meisenheimer beim Zirkus Sarasani musizierte
Musikantenhaus des Wandermusikanten Rudolph Schmitt in Donaustraße 8
Das Haus wurde von dem Ehepaar Simon Peter Schmitt und Charlotte Schmitt um die Jahrhundertwende 1900 käuflich erworben.
Das Musikantenhaus wurde von Generation zu Generation weitervererbt:
- nach dem ersten Weltkrieg an die in Eßweiler verbliebene Tochter Wilhelmine mit ihrem Mann Adolf Walter
- weiter an Elisabeth, deren Tochter, und ihrem Mann Willy Schmitt (aus einer anderen, aus Bosenbach stammenden Schmitt- Familie)
- und schließlich über deren im Jahr 2011 verstorbene Tochter Melitta Emrich, geborene Schmitt, an ihren Mann Rudolf Emrich und ihre gemeinsamen Söhne Dirk und Andreas Emrich
Das Ehepaar Simon Peter Schmitt und Charlotte Schmitt hatte 3 Töchter (Karoline, Katharina und Wilhelmine) und 6 Söhne (Daniel, Karl, Robert, Otto, Adolf und Rudolph), die alle als Musikanten tätig waren. Alle männlichen Nachkommen waren zum Teil schon vor der Jahrhundertwende als sogenannte Wandermusikanten in Nordamerika, Schottland und Australien unterwegs. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 hatten sich 5 (Daniel, Karl, Robert, Otto, und Rudolph) der 6 Söhne in Nordamerika niedergelassen und konnten, da sie aus dem „Feindstaat Deutschland“ kamen, nicht mehr ausreisen. Als deutsche Migranten sind 4 von ihnen später amerikanische Staatsbürger geworden.
Karl Schmitt:
- schon vor 1914 verheiratet mit einem Sohn, konnte erst nach dem Krieg zurück zu seiner Familie nach Eßweiler und wurde später ansässig in Kaiserslautern
Adolf Schmitt:
- heiratete bereits vor Kriegsausbruch in Schottland, war dort als Kriegsgefangener interniert und nach Deutschland ausgewiesen
- sein in Schottland geborener Sohn, Peter Simon, folgte seinem Vater im Jahr 1925 und kam zu seiner Tante Wilhelmine nach Eßweiler. Dort wuchs er mit ihrer Tochter Elisabeth auf. Auch er genoss eine musikalische Ausbildung für Trompete und Violine
- 1934 kam er als Militärmusiker nach Stuttgart
- er fiel im Zweiten Weltkrieg in Russland
Eine bemerkenswerte musikalische Laufbahn war dem jüngsten Sohn Rudolph beschieden.
Rudolph Schmitt:
- geboren am 12. Februar 1900 in Eßweiler als Sohn des Wandermusikanten Simon Peter Schmitt
- starb am 30. August 1993 in Long Beach, Kalifornien
- lernte mit 11 Jahren bei Gustav Hebel Klarinette und wurde später einer der berühmtesten Klarinettenspieler der USA
- 1913 reiste er mit Gustav Hebel und der Ulrich Band nach Holland
- 1914 ging Schmitt mit seinem Cousin Jakob Meisenheimer und seinem älterem Bruder nach Texas, Kansas, Mexiko und Chicago
- 1917 ging er mit einer dänischen Kapelle zur Kryll Concert Band, mit der er auf Tournee durch den Mittleren Westen ging
- danach spielte er in mehreren Orchestern als 1. Klarinettist
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- im Chicago Civic Orchestra
- bei der Chicago Civic Opera Company
- in einer Ausbildungsgruppe für junge Symphoniemusiker
- beim Radiosender W. G. N.
- und in Kinoorchestern
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- 1932 war Schmitt in San Fransisco beschäftigt. Er spielte im:
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- San Fransisco Symphonie Orchestra
- in der San Fransisco Opera Company
- im Paramount Movie Studio in Hollywood
- bei den Radiosendern NBC und CBS
- und im San Fransisco Wind Instrument Ensemble
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- während Schmitt sich in San Fransisco aufhielt, spielte er unter mehreren berühmten Dirigenten, wie:
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- Bruno Walter
- George Szell
- Leopold Stokowski
- Arthur Bodanski
- Fritz Reiner
- Bernadino Molenari
- Leonhard Bernstein
- George Solti
- und Otto Klemperer
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- 1956 spielte Schmitt in der Long Beach Municipal Band in Südkalifornien und war gefragter Klarinettenlehrer am Mills College in Oakland, Kalifornien
Musikantenhaus des Wandermusikanten Jakob Jung im Eck 1
Haus existiert nicht mehr
Jakob Jung:
- geboren 1850
- vermerkte Reisen:
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- 1869 und 1870 nach Belgien und Holland verreist
- 1871 in Belgien und England unterwegs
- 1875 durch Deutschland, die Schweiz und Holland gereist
- 1897 in Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien
- 1907 in Russland
- 1908, 1909 uns 1910 in Finnland und Russland
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Musikantenhaus des Wandermusikanten Ludwig Walter in der Hauptstraße 53
Ludwig Walter:
- geboren 1882
- war 1897 in Amerika
- 1902 in Schweden und Norwegen unterwegs
Musikantenhaus des Wandermusikanten Peter Hunsicker in der Donaustraße 5
Peter Hunsicker:
- vermerkte Reisen:
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- 1873 in Deutschland und der Schweiz
- 1874 durch Deutschland gereist
- 1891 und 1894 in Amerika beschäftigt
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Musikantenhaus des Wandermusikanten Jacob König in Läppchen 26
Jacob König:
- geboren 1853
- 1871 in Deutschland und der Schweiz unterwegs
Musikantenhaus des Wandermusikanten Otto Pfeiffer in der Hauptstraße 56
Otto Pfeiffer:
- geboren 1879
- es wurde vermerkt, dass Pfeiffer 1893 und 1898 nach Amerika verreist ist
Musikantenhaus des Wandermusikanten Adolph Schwarz in der Hauptstraße 5
Adolf Schwarz:
- geboren 1882
- Adolf Schwarz war 1901 in Russland und 1922 in Holland
Quelle: BLL „Wandermusikanten in Eßweiler“ von Heike Spohn, 2000